Geschichte der katholischen Kirche St. Laurentius

"1901 wurde die Bergkirche erbaut. Sie wurde dem heiligen Laurentius geweiht, der auch der Schutzpatron der Gutleuthofkapelle ist. In früherer Zeit war die Peterskirche die zuständige katholische Pfarrkirche für Schlierbach. Eng verbunden mit dem Bau des Bergkirchleins ist Frl. Rosalie Schulz, wohnhaft Hauptstraße 221, die zum Bau erheblich beisteuerte und auch späterhin ihre Hilfe der Kirche angedeihen liess. An Handwerkern waren u.a. beim Bau beteiligt: Schmied Weigel, Flaschner Walter. Das Baugelände war vorher im Besitz von Landwirt Leitz, Dr. Mutfang und vom Borromäusverein. Nach Wiederzulassung der katholischen Kirche in der Pfalz gehörte Schlierbach als Filiale zur Pfarrei Heilig-Geist deren Pfarrkirche der Chor der Heiliggeistkirche war. Bis zur Errichtung der St. Laurentiuskapelle zählte der Stadtteil noch zur Pfarrei Heiliggeist (Jesuitenkirche), von wo aus auch die Gottesdienste und der Religionsunterricht an der Schlierbacher Volksschule durch Vikare versehen wurden, die zu diesem Zweck jeweils nach der Filiale herauskamen. Mit der Errichtung der Kuratie im Jahre 1922 erhält Schlierbach einen eigenen Geistlichen."

aus: Heimatgeschichte von Schlierbach

Patrozinium im Jahre 1933

Auszüge aus dem Brief des Erzbischofs Hermann Schäufele vom 30. September 1959 anläßlich der Errichtung der Pfarrei St. Laurentius
"Schlierbach ist bis ins 19. Jahrhundert hinein eine sehr kleine (1600: 168 Personen in 30 Familien), schon seit dem 16. Jahrhundert politisch zur Stadt Heidelberg zugerechnete Dorfgemeinschaft gewesen. Kirchlich gehörte es immer zu Heidelberg. Die noch heute bestehende Gutleuthof-Kapelle in dem alten Ortsteil "Aue", erbaut durch Kurfürst Ludwig III. (1410-1436) ad gloria nostri salvatoris, gloriosae eius genitricis virginis Mariae et honorem insignis martyris sancti Laurentii und 1430 mit einer Meßpfründe ausgestattet, gehörte zu dem dortigen Aussätzigenspital. Durch die protestantischen Kurfürsten war Schlierbach der Kirche des 4. Quartiers im vormaligen Franziskanerkloster (Karlsplatz) zugeteilt. Seit der Rückführung der katholischen Kirche in die Kurpfalz durch die katholischen Fürsten des Hauses Pfalz-Neuburg 1685 war für die wenigen Katholiken Schlierbachs die Heiliggeist-Chorkirche, seit 1809 die Jesuitenkirche Pfarrkirche. Die Gutleuthof-Kapelle war, vermutlich seit der Einführung des Simultankirchensystems in der Pfalz um 1700, zu 2/3 Eigentum der evangelischen, zu 1/3 der katholischen Gemeinde, also grundsätzlich in beider Benutzung (Schriftwechsel zwischen kath. u. evang. Pfarramt 1864). Im früheren 19. Jahrhundert war dort jede Woche einige Male katholischer Gottesdienst, später nur noch einmal im Jahr, auf Kirchweih, die noch heute am 2. Sonntag des August, also in der Nähe des Laurentiusfestes gefeiert wird. Seit den 40er Jahren hatte auch dieser Gottesdienst aufgehört, bis 1864 beim Amtsantritt des Stadtpfarrers Wilms 64 Schlierbacher Männer und Frauen wieder um regelmäßigen Gottesdienst in der Kapelle baten. Da die evangelische Gemeinde zwar ihren Eigentumsanteil an der Kapelle aufrecht erhielt, für sie aber ein gottesdienstliches Bedürfnis zur Zeit nicht vorhanden war, so erfolgte damals mit Hilfe einer Kollekte der kath. Gemeinde Heidelberg eine bescheidene Instandsetzung; damals wurde wohl auch das Harmonium angeschafft, das sich jetzt in der Kinderschule befindet. Für die katholischen Schulkinder wurde nun wöchentlich auch Schul-Gottesdienst gehalten. Die evangelische Gemeinde hat nur im Jahre 1892 vorübergehend von der von der Schule weit entlegenen Kapelle Gebrauch gemacht. Eigentumsrechtlich war inzwischen eine Veränderung erfolgt. Auf Grund des in der deutschen Zivilprozeßordnung vorgesehenen Aufgebotsverfahrens wurde die Kapelle im Jahre 1883, da die beiden Kirchengemeinden offenbar ihren Eigentumsanspruch nicht anmeldeten, samt dem bescheidenen Inventar städtisches Eigentum, die Baupflicht auf die Städtische Hospitalstiftung übernommen.

Um die Jahrhundertwende wurde Schlierbach ein beliebter Villenvorort von Heidelberg, und so setzte damals u.a. in der Gegend des Wolfsbrunnens eine Bevölkerungszunahme ein. An dieser Stelle eine Kapelle zu errichten, geschah 1896/97 ganz aus privater Initiative der erste Schritt, die Ausfindigmachung und die Erwerbung eines Hanggrundstücks, Schlierbacher Wolfsbrunnenweg 12/14, das für eine Art Gebirgskapelle geeignet schien, und zwar zunächst auf den Namen von Rechtsanwalt Dr. Wilhelm Moufang. Neben dem Kaufpreis von 2.500,- Mark waren damals durch Stiftungen bereits weitere 16.000,- Mark zur Gründung eines Kapellenfonds bereit. Haupttriebkraft des großherzigen Unternehmens und wohl auch Hauptspenderin war und blieb bis zu ihrem Tode Frl. Rosalie Schulz (1848-1937), Tochter des Heidelberger Rechtsanwalts Dr. Ludwig Schulz (1806-1885), des evangelischen Zentrumsabgeordneten der 70er Jahre und vielbewährten Verteidigers in Kulturkampfprozessen. Der Bau begann im Frühjahr 1900 und wurde Sommer 1901 vollendet. Der Kapellenfond war Jahr für Jahr gestiegen, so daß fast die gesamten Baukosten, in der Endabrechnung 28.500,- Mark, durch freiwillige Spenden gedeckt werden konnten. Eine Sonderstiftung (1.700,- Mk) war der gotische Altar aus dem "Atelier für Bildhauerei und dekorative Architektur" A. Marmon in Sigmaringen, ebenso die Glocke (Grüninger, Villingen), 130 kg schwer, nach der Inschrift gestiftet von der praenobilis Virgo de Eichthai 1901. Baronin Louise von Eichthai (18421941) stammte aus einem im 18. Jahrhundert in Leimen ansässigen israelitischen Geschlechte Seligmann. Sie war eine große Wohltäterin der Heidelberger Katholiken und mit Frl. Schulz auch die Hauptstifterin des Marienhauses.

Am 7. Juli 1901, 6. Sonntag nach Pfingsten, wurde die Schlierbacher Bergkapelle durch Stadtpfarrer Franz Wilms benediziert. Damit hörte der Gottesdienst in der Gutleuthofkapelle auf 49 Jahre auf, auch das Laurentius-Patrozinium wurde auf die neue Kapelle übertragen. Noch 1901 wurde "wesentlich für den Gottesdienst in Schlierbach" (Chronik der Stadt Heidelberg 1901, S. 49) der Jesuitenkirche in Heidelberg ein Kaplan neu zugewiesen. Im folgenden Jahre konnte neben der Kirche durch Niederbronner Schwestern auch das Schwesternhaus bezogen und hier eine Kinderschule errichtet werden. Daher wurde am 1. August 1902 durch das Ordinariat auch die Genehmigung zur Aufbewahrung des Allerheiligsten erteilt. Gottesdienst war am Sonntag, Schülergottesdienst am Mittwoch und Samstag. Die Evangelischen erhielten erst 1910 in der Bergkirche eine eigene Kirche, die neuerdings auch Pfarrkirche geworden ist.

Bei der kirchlichen Versorgung Schlierbachs durch einen Vikar der Jesuitenkirche blieb es bis nach dem 1. Weltkrieg, als in dem Ortsteil Aue eine größere Siedlung entstand und noch weiter neckaraufwärts die neue Orthopädische Univ. Klinik errichtet und im Dezember 1922 eröffnet wurde (1930 angegliedert das Wieland-Heim als Krüppel-, Heil- u. Lehranstalt). Da Niederbronner Schwestern des Provinzial.-Mutterhauses Bühl an der neuen Klinik die Krankenpflege übernahmen, entstand hier eine zweite, besonders zahlreiche Schwesternstation (auch die Belegschaft der Klinik ist in der Mehrheit katholisch). Aus diesem besondern Grunde und weil der weitzerstreute Stadtteil Schlierbach damals doch schon etwa 300 Katholiken zählte, die wie eine zersprengte Herde in einer fremdartigen Umgebung kirchlich verkümmerten ("eine richtige Missionsstation", Raab, 21.2.23), betrieb Stadtpfarrer Franz Xaver Raab seit 1921 die Errichtung einer Kuratie Schlierbach. Diese erfolgte mit Wirkung vom 1. April 1923, die Bestellung des ersten Pfarrkuraten Josef Alois Fettig auf den 30. April. Da der Kurat auch die Seelsorgetätigkeit an der Orthopädischen Klinik auszuüben hatte, übernahm das Ministerium des Kultus und Unterrichts 3/4 der Besoldungsbezüge und die Hälfte des Wohnungsaufwandes für den Kuraten auf die Mittel der Orthopädischen Klinik. Als Grenze zwischen der Pfarrei Jesuitenkirche und der Kuratie Schlierbach wurde von Stadtpfarrer Raab eine Linie vorgeschlagen, die etwa dem Teufelskanzelweg und dem östlichen Klingelhüttenweg entsprach, so daß die Kuratiegrenzen sich nicht ganz mit den Grenzen des Stadtteils Schlierbach decken. Die Verordnung des Erzb. Ordinariats vom 22. Juni 1923 über die Errichtung der Kuratie Schlierbach besagt allerdings ganz allgemein, die Pfarrkirche sei errichtet worden "für die Katholiken, welche auf der Gemarkung Schlierbach wohnen".

Durch Verordnung vom 20. Juni 1940 errichtete Erzbischof Dr. Gonrad Gröber mit Wirkung vom 1. April 1940 für die Katholiken, welche im Stadtteil Schlierbach wohnen, "eine rechtspersönliche, römisch-katholische Kirchengemeinde Heidelberg-Schlierbach im Verband der Katholischen Gesamtkirchengemeinde Heidelberg". Die Verbindung der Kuratie-Seelsorge mit der Seelsorge in der Orthopädischen Klinik war 1930 mit der Berufung eines eigenen Hausgeistlichen gelöst worden.

Die Pfarrkuratie wurde von 1923 bis 1929 durch Josef Fettig, vom 28.11.19291933 durch Karl Stern, von 1933-1955 durch Mönche der 1926/27 neu errichteten Abtei Neuburg verwaltet, und zwar:
10.05.1933- 1942 P. Lucas Bischoff,
17.11.1942- 1950 P. Albert Hohn,
15.01.1950- 1955 P. Johannes Rothenbächer.

Seit dem 16. September 1955 ist Werner Zimmer als Pfarrkurat in Heidelberg -Schlierbach tätig.

Die zur Feier der Gottesdienste erforderlichen liturgischen Geräte sind vorhanden. Sie stehen im Eigentum des Kath. Kirchenfonds St. Laurentius.